Die Naturlehre der wilden Kammhühner, die gegenwärtig unumstritten als Stammformen des Haushuhnes gelten, erreicht nicht nur unter Nutz- und Rassegeflügelzüchtern, sondern in zunehmendem Maße bei Vogel- und Naturfreunden erhöhtes Interesse. Obwohl das gezähmte Huhn in Aussehen und Verhalten zum Teil vom Wildhuhn unterscheidet, ist es freilich in seiner natürlichen Grundausstattung nur auf dem Hintergrund seiner Abstammung zu verstehen. Daher können Kenntnisse über Erscheinungsbild und Lebensweise der wilden Kammhühner erheblich zum Verstehen unserer Haushühner (Zwergseidenhühner) beisteuern.
In der gelehrten Vogelkunde hat das Kammhuhn erst verhältnismäßig spät seinen genauen Platz gefunden. Während noch Carl von Linne in seiner Abhandlung „Fauna suecica” 1746, Gmelin 1788 und Buffon 1776 ausschließlich Haushuhnrassen beschreiben, werden zum erstenmal Wildhühner in dem bedeutenden Werk „Histoire naturelle generale des Pigeons et des Gallinaces” (3 Vol. , Amsterdam, 1813-1815) von C. T. Temminck erwähnt.
Temminck ist auch der Begründer der Theorie vom Riesenhuhn (Gallus giganteus). Darwin (1809-1882) benutzte Informationen über das angebliche Riesenhuhn in seinem Werk „Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl”, 1859, ohne aber Belege zu kennen. Erst durch die Reisebeschreibungen des französischen Forschers Sonnerat, 1781, wurde das zuerst entdeckte Wildhuhn (Sonnerathuhn) bekannt und als Stammform des Haushuhnes (Zwergseidenhühner) eingestuft. Doch verneint Temminck 1813 in seinem Buch der „Natürlichen Geschichte der Tauben- und Hühnerrassen”. Diese Theorie und benennt das Bankivahuhn als Ausgangsform der Haushuhnentwicklung. Diese Annahme wurde gestützt durch das Studium an drei Bankiva-Exemplaren, die der französische Forscher Lechenault aus Java mitgebracht und der Pariser Naturaliensammlung zur Verfügung gestellt hatte. Die Bezeichnung Bankiva hatte Lechenaultvon einem bäuerlichen Bezirk auf Java abgeleitet.
In der zoologischen Systematik bilden die Kammhühner in der Ordnung Hühnervögel (Galliformes) eine eigene Gattung (Gallus) innerhalb der Unterfamilie Fasanen (Phasianinae). Vom Bankivahuhn (G. gallus), Linne 1758 werden fünf Unterarten unterscheiden:
1. Javanisches Bankivahuhn Temminck 1813 (G. gallus bankiva)
2. Birmensisches Bankivahuhn Linne 1758 (G. gallus gallus)
3. Vorderindisches Bankivahuhn oder Murghis Bankivahuhn Robinson und Kloss 1920 (G. gallus murghi)
4. Zonkin- oder Jabouilleis Bankivahuhn Delacour und Kinndeas 1928 (G. gallus jabouillei)
5. Burma Bankivahuhn Bonnaterre 1791 (G. gallus spadiceus)
Quelle: BDRG Zuchtschulung