Die Haltung ist bemerkenswert einfach. Der Stall sollte von genügender Größe, hell, sauber, trocken und zugfrei und mit reichlich Einstreu versehen sein. Der Ein- und Ausstieg liegt an der dem Wetter abgewandten Seite und die Luke sollte fest verschließbar sein, um nächtlichen Räubern den Eintritt und den Seidis am frühen Morgen, unseren Nachbarn zuliebe, den Freigang zu verwehren. Nester sind eigentlich überflüssig, den Seidis Ansicht nach dazu da, um sich zum Schlafen, egal zu wie vielen, eben auf dieses für die Eiablage vorgesehene Nestchen zu drängeln. Als Folge gibt es stark verschmutzte Nester und Eier, und eventuell darin befindliches Stroh wird sorgsam im ganzen Stall verteilt. Also kann der Halter sich den Aufwand sparen, denn die Hennen legen sowieso das Ei dort ab, wo sie wollen, und nicht unbedingt dort, wo wir es gerne hätten. Die sonst übliche Sitzstange läßt man getrost weg, sie wird doch nicht benutzt! Die Gefahr des Herunterfallens ist schließlich nicht vom Flügel zu weisen, da sie ja aufgrund der Federstruktur nur eingeschränkt fliegen können. Einige wissen es nicht, probieren es und fallen buchstäblich auf den Schnabel. Aber der bevorzugte Schlafplatz ist und bleibt der Stallboden, und selbst Sitzstangen in geringer Höhe werden konsequent ignoriert. Auch die Einfriedung des Auslaufes, sofern erwünscht oder notwendig, kann sich auf eine Höhe von 50 – 70 cm beschränken. Normalerweise wird diese Höhe nicht überwunden.
Eine Isolierung der Ställe kann sein, muß aber nicht. Die Seidenhühner und deren Zwerge sind absolut winterhart und robust, allen anders lautenden Berichten zum Trotz. In Skandinavien werden sie zum Teil in offenen Holzställchen gehalten, und sie gedeihen prächtig. Kammerfrierungen habe ich noch nicht beobachtet, lediglich bei den bartlosen Tieren sind die Kehllappen gefährdet, wenn diese beim Trinken naß werden und die Tiere sich bei Minusgraden im Freien aufhalten. Dieses kann vermieden werden, indem man den Tieren im Winter, so vorhanden, einfach Schneebälle zur Verfügung stellen. Fein zerstoßenes Eis erfüllt genau den gleichen Zweck, und es genügt Ihnen völlig. Es wird dem eventuell durch Tränkenwärmer angewärmten Wasser sogar vorgezogen. Sie trotzen der Kälte genauso wie Sturm und Regen. Oft habe ich beobachtet, wie die Tiere vom Wind fast umgepustet wurden, sich aber mit aller Kraft gegen selbigen stemmten und weiter auf Futtersuche im Freien waren. Regenwetter ist kein Anlaß für den Stallaufenthalt, es könnte ja ein Würmchen nicht gefunden werden. Wenn es allerdings richtig schüttet, flüchten auch die Zwerg-Seidenhühner ins Trockene und beginnen alsdann mit der gegenseitigen Gefiederpflege. Wenn die Kameraden pudelnaß durch die Gegend flitzen und sich hin und wieder die Nässe aus dem Gefieder schütteln wie ein Hund, könnte man beinahe Mitleid mit Ihnen bekommen. Aber beim genauen Betrachten dieser Jammergestalten stellt man fest, daß nur die obersten Federschichten naß geworden sind und durch die leicht aufgerichtete Körperhaltung, die sie bei Regen einnehmen, das Wasser einfach an Ihnen herunter gelaufen ist , so daß das flaumreiche Untergefieder stets trocken bleibt, und am anderen Morgen sind sie wieder topfit und flauschig trocken. Ich möchte diese Hühnerrasse schon fast als Freiluftfanatiker bezeichnen, denn sie sind wirklich unermüdlich im Freien unterwegs, vom ersten Morgengrauen bis hin zur Dunkelheit, Dämmerung reicht da nicht aus. Sie sehen einen mit ihren dunklen Augen fragend an: jetzt schon in den Stall??? Nicht noch ein wenig?? Und wenn sie können, ärgern sie den verzweifelten Halter und suchen das Weite, statt in den Stall zu gehen. Mit Hartnäckigkeit, Ausdauer und eventuell ein paar Leckereien ist ihnen beizukommen, so daß sie nach Aufforderung den Stall aufsuchen, wenn auch ungern.
Die Zwerg-Seidenhühner sind eifrige Futtersucher und dabei genügsam. Einfaches, handelsübliches Körnerfutter reicht völlig aus, Mehle sind nach meinen Erfahrungen nicht empfehlenswert, da das Schopfgefieder leicht mit diesem verklebt, wenn es draußen feucht ist. Gemischtes Körnerfutter reicht völlig aus, mit Legekorn tun wir ein zuviel des Guten. Leckereien wie Haferflocken oder möglichst schwarzen Sonnenblumenkernen stehen sie sehr aufgeschlossen gegenüber. Auf diese Weise erreicht man eine enorme Zutraulichkeit und tut viel für das Wohlbefinden der Tiere. Sie danken es mit Vitalität und einem glänzenden Gefieder. Allgemeine Fütterungsempfehlungen zu geben, halte ich für überflüssig, denn verschiedene Futtersorten sind nicht überall erhältlich, und der Züchter muß halt das nehmen, was er vor Ort bekommt. Essensreste oder ähnliches zu verfüttern, lehne ich ab, da diese Art der Fütterung eher Mastcharakter hat. Zum Leckern kann gelegentlich ein zerkrümeltes, trockenes Brötchen dienen, aber wirklich nur ein wenig. Auch hoch proteinhaltige Aufzuchtfutter oder stark ölhaltige Sämereien sind nichts für die Zwerg-Seidenhühner, da sie dann dazu neigen, zu groß zu werden oder zu verfetten. Als sehr gutes Beifutter haben sich, wie bekannt ist, Möhren erwiesen. Sie werden sehr gern gefressen, ja meinen Tieren muß ich sie sogar rationieren. Wenn sie anfangs nicht im Ganzen angenommen werden, raspelt man diese, und nach kurzer Zeit kann darauf verzichtet werden. Und wer die Zeit und die Möglichkeit dazu hat, sollte Brennesseln trocknen und zerkleinern. In der Zuchtperiode verabreicht, ist dies wertvolles Grünfutter. Im Frühjahr dienen die ersten Nesseln den Küken als Grünfutter, werden gern aufgenommen und sind durch ihren stets wechselnden Säuregehalt ein gutes Vorbeugemittel gegen die Kokzidiose.
Unsere Zwerg-Seidenhühner sind eine frohwüchsige, frühreife und vitale Rasse. Der Züchter kann unabhängig von der Jahreszeit mit dem Einsammeln der Eier beginnen. Die Seidenhühner sind ausgezeichnete Winterleger und benötigen keinen künstlich verlängerten Tagesablauf, um die Eiproduktion anzuregen Allerdings wird jeder, der Seidenhühner oder Zwerg-Seidenhühner züchtet, von der ausgeprägten Brutlust sein Leid klagen oder Loblied singen können, je nach Sichtweise. Der des Lobes voll ist, macht sich keine Gedanken über fehlende Eier in der Zuchtzeit; der des Leides voll ist, probiert alle List und jede Tücke aus, um den Hennen die Brütigkeit schnell auszureden. Sobald ich annähernd genügend Eier von den Hennen erhalten habe, laß ich Ihnen ihren Willen und sie dürfen im Stall solange in der Ecke sitzen wie sie wollen und die nicht vorhandenen Eier ausbrüten. Es dauert dann so vier bis hin zu zwölf Wochen, bis sie genug davon haben und am Herdenleben wieder teilnehmen.
Eine weitere Besonderheit ist neben der Seidenfiedrigkeit, die vermutlich aufgrund einer Mutation entstanden ist, und den türkisfarbenen Ohrscheiben die tiefblaue Haut und das bläuliche Fleisch. Die blaue Farbe findet sich auch an den Knochen wieder. Da es hier, wie in jeder anderen Zucht auch, Tiere gibt, die für die Weiterzucht nicht geeignet sind, bleibt den meisten, vor allem den reichlich vorhandenen Hähnchen, sofern sie nicht an Liebhaber weitergegeben werden können, nur der Weg in die Küche. Keine Angst vor dem Verzehr des Fleisches! Es ist, anders lautenden Behauptungen zum Trotz, absolut genießbar. Und wenn der Anblick zunächst auch ungewöhnlich sein mag, es schmeckt vorzüglich und stellt eine Bereicherung des Speiseplanes dar.
Ist die Aufzucht erfolgreich, so wird der Züchter die für die Weiterzucht nicht tauglichen Tiere aussortieren, den einen Teil an Hobbyhalter weitergeben, und den übrigen den Gang in die heimische Kühltruhe nicht ersparen können.